Konzept

Zur Zeit wird das Aussehen des Innenraumes der St. Laurentius Kirche durch Gerüste, Bauplanen und Spanplatten bestimmt. Trotz oder gerade wegen dieser Renovierungsarbeiten nutzt Jörg Oswald am 19.,20. und 21. September diesen Raum für die Inszenierung seiner Videokunst.

Videokunst in der Kirche - ein Experiment. Es geht dabei nicht darum formal den Kontrast zu erhöhen oder den möglichen inhaltlichen Wiederspruch aufzudecken, Konsenz oder Dissenz zu schaffen, den Raum als Hintergrund oder das Video als Dekoration zu benutzen. Ziel der Videoinstallation von Jörg Oswald ist es eine selbsverständliche Einheit zu finden. Wenn sie gelingt, wird das Video durch den Raum eine zusätzliche Dimension gewinnen. Der Raum wird Teil des Videos und das Video wird ein Element der Architektur. Eine Verbindung auf Zeit, die dem Betrachter an drei Ausstellungsabenden ab 20:30 Uhr die Möglichkeit gibt etwas Einmaliges zu erleben.

Jörg Oswald's Video-Bilder sind Analysen der räumlichen und zeitlichen Bedingungen menschlichen Daseins. Die Arbeiten sezieren das Raum-Zeit-Kontinuum und konstruieren Zusammenhänge, die nur in der Subjektiven existieren können. Ausgangspunkt aller Arbeiten ist die Beobachtung und das Erkennen von Strukturen. Bereits die Konservierung durch Videografie, Fotografie oder 3D-Animation ist Teil der Umwandlung vom Objektiven zum Subjektiven. Formal beginnt die Arbeit Oswald's in der Auswahl von Ort und Zeit der Abbildung, sowie der Konzentration auf einen Ausschnitt und das Weglassen von Anderem. Aus den so gewonnenen Elementen komponiert Oswald Bilder, die gleichzeitig sehr einfach und unendlich komplex sind.

Im Zentrum der Arbeiten steht immer der Mensch. Nicht als Objekt, sondern als Subjekt. Die Zuschauer erleben die bewegten Bilder als Teil ihrer Gegenwart und mischen sie mit den eigenen Erinnerungen und Gefühlen zu einem einmaligen subjektiven Erlebnis.

           

Projektion

Laurentius LichtLoch & Discoball eine Videoinstallation von Jörg Oswald
Jörg Oswald zeigt in der Laurentius Kirche Wuppertal zwei Videoarbeiten als zusammenhängende Videoinstallation. Wie in einem Tag-Nacht Rhythmus inszenieren die Videobilder abwechselnd ein Fenster nach Draussen oder das Innere des Kirchenraumes.

Eine Woche vor der Ausstellung begann das Experiment und der Versuch zwischen Kirchenraum und Videos eine Einheit zu finden. Mit Hilfe von Herrn Holl wurden in drei sehr inspirienden Nachtschichten Videoprojektionen getestet, verworfen und entwickelt sowie die Idee zu der neuen Arbeit „LichtLoch“ geboren. Das Video zeigt eine weiße Fläche zeitweise aufgebrochen durch Schattenbilder in Form der beiden St. Laurentius Kirchentürme. Würde im Dach der Kirche ein Loch existieren, könnte man an einem Herbst-Sonnentag über den Verlauf von 24 Stunden genau das sehen was das Video in 6 min zeigt. „Discoball“, eine Arbeit aus Januar 2008 besteht aus zwei Teilen. Einer Discokugel die einen roten Raum mit schwarzem Boden reflektiert und den Lichtpunkten, die von einer Discokugel in den Raum projiziert werden. Ursache und Wirkung sind räumlich getrennt. Die Bewegung beider Elemente, Geschwindigkeit und Drehrichtung sind der optische Kleber, der den Inhaltlichen Zusammenhang im Kopf des Betrachters wieder hergestellt.

Beide Arbeiten entstanden als 3D-Animation. Diese Technik wird genutzt um mit realitätsnahen Abbildungen gewohnte Perspektiven auf den Kopf zu stellen, physikalische Grenzen zu überwinden und das Raum-Zeit-Kontinuum zu durchbrechen. Genau an der Grenze zur Realität entsteht die Bildwirkung und damit die Vorraussetzung für das Erleben der Arbeiten. Die formale Qualität der Arbeiten dient als Schnittstelle, die dem Zuschauer den Zugang zu einer eigenen subjektiven Sichtweise ermöglicht und die Frage nach dem „was wäre wenn“ immer wieder neu formuliert.

JÖRG OSWALD © 2008


Pressetext PDF   ·   St.Laurentius Startseite

Start
art@os-j.org
CV (PDF)